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Die SWM bauen einen kleinen Leuchtturm ohne Innen und Außen
Ulrich Junk und sein Team haben ein Gebäude entworfen, das sich gut in die Umgebung einfügt. Er hat ein klares Bild von moderner Urbanität. Wie wollen Menschen heute leben und arbeiten? Die Ausschreibung der SWM suchte nach Antworten. Junk reagierte und studierte intensiv das Stadtbild Magdeburgs. Sein Fazit: Morgen sieht es besser aus.


Der Blaue Bock setzte einen Knick in den Raum. Das ist die Meinung der Experten. Ulrich Junk und sein Team gingen vor Ort allen Baufluchten nach, untersuchten Gebäudeproportionen, verfolgten Fußgängerströme. Dann erst setzten sie sich an die Entwürfe für das neue Verwaltungsgebäude. Eigentlich beschreibt die Straße ja einen schönen Bogen, finden sie. Den muss man aufgreifen. Genau dort, wo sich alle Linien einfädeln, planen sie einen Turm. Dem Dom und anderen Highlights der Stadt aber soll keiner die Show stehlen. Vielmehr wird es ein unauffälliger Leuchtturm sein, ein Eingangstor zum Nordabschnitt des Breiten Weges.

»Das Gebäude ist ein Hingucker mit markanten Akzenten. Und doch wird es sich gut in das Gesamtbild einfügen«, verspricht Ulrich Junk. »Das wird ein städtebaulicher Gewinn. Wir antworten stark auf die umliegenden Bereiche.« Magdeburg ist weiträumig gestaltet, mit den monumentalen Zuckerbäckerbauten als geschichtliches Beiwerk. Doch diese großen Räume bieten auch große Chancen. Sie ermöglichen zum Beispiel Ruhebereiche mitten in der Stadt. Nebenan pulsiert das Leben. Das Nahverkehrsnetz ist top, die Läden in der City gut erreichbar. Neben den Straßenbahnschienen bleibt genug Platz, um bequem spazieren zu gehen. Das stärkt das Zentrum und erhöht die Aufenthaltsqualität.

»Moderne Menschen wünschen sich moderne Urbanität«, betont Ulrich Junk. Wohnen, Arbeiten, Einkaufen, Freizeit, Schule, Kita – alles muss im Stadtzentrum Platz finden. Noch baut man gern außerhalb, auf der grünen Wiese mit den günstigen Grundstücken. Der Architekt ist überzeugt: Am Ende wird auch dieser Trend aussterben – sogar für große Unternehmen. Die SWM machen schon mal den Anfang. Sie haben sich bewusst für den Standort Innenstadt entschieden. Als Tochter der Stadt setzen sie ein Zeichen für die weitere gute Entwicklung der Stadt. Der Internethandel boomt, doch sie bauen lieber auf echte Läden.

Der Blaue Bock hatte eine 1A-Lage für Gewerbetreibende blockiert. Das neue Gebäude ergibt Sinn: Es kombiniert Büros und Geschäfte. Die Magdeburger hoffen jetzt auf bekannte Marken, die eine typische Großstadt ausmachen. Auf Unternehmen, die sie bisher in der Stadt vermisst haben. Eine weitere Grünfläche hätte dort jedenfalls niemand gebraucht. »Unter Arkaden regnet es auch nicht durch«, sagt der Architekt mit einem Augenzwinkern.

Das neue Verwaltungsgebäude der SWM ist aufgeteilt: in öffentliche Bereiche wie das Kundencenter und die Geschäfte. In der Mitte befinden sich die Büros für das Personal und die abgesicherten Räume für Steuerung und Rechentechnik. Dabei bestimmt die Funktion die Form. »Architekten trennen nicht in ›Innen‹ und ›Außen‹. Wir zeichnen nicht einfach einen Umriss und dekorieren dann die Fassade. Architektur muss von außen stimmig auf das Innenleben sein. Wir entwerfen für die Menschen und schauen: Was wird gebraucht?«

Statt vieler kleiner Zimmerchen wird es eine sprichwörtliche Bürolandschaft mit flexiblen Räumen geben. Sie können ganz einfach vergrößert oder verkleinert werden. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden kurze Wege haben. Da gibt es Rückzugsbereiche und auch zentrale Teeküchen. Sie sollen sich auch ungeplant treffen und etwas besprechen können. Aus den Fenstern schaut man nicht in einen tristen Innenhof, überall gibt es Ausblicke in die Stadt – auf belebte Straßen, eingeplante Gärten. Die Kolleginnen und Kollegen erleben das Wetter und die Jahreszeiten. »Wir wollen eine offene und transparente Arbeitsatmosphäre «, so der Architekt.

Auch in anderer Hinsicht zeigen die SWM Umweltbewusstsein. Als Energieversorger gehen sie mit gutem Beispiel voran: »Energieeffizienz ist eine Selbstverständlichkeit. Die Betriebskosten halten wir gering.« Dabei suchen sie beim Bauen nicht nach den kostengünstigsten Lösungen, sondern nach der effizientesten. Unter anderem verfügt das neue Gebäude über eine Elektrotankstelle, nachhaltige Belüftungssysteme sowie über modernste Beleuchtungstechnik, die 80 Prozent Strom einspart. Beheizt wird via Fernwärme. Und auch gekühlt – ein Pilotprojekt für die SWM. Kurz: Investitionen und Innovationen in die Zukunft.

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